Wir brauchen die Dunkelheit um das Licht zu erkennen
- Iris Melcher
- 17. Sept.
- 3 Min. Lesezeit
Die meisten von uns haben so etwas schonmal gehört. Die Dualität der Dinge. Es kann das Eine ohne das Andere nicht geben. Wir Menschen brauchen die Gegensätze um die jeweiligen Pole zu erkennen.
Doch auch wenn ich das wusste und es auch irgendwie logisch erscheint, hatte ich gerade heute erst eine ganz tiefe Erkenntnis dazu.

Gerade wenn es um seelischen Schmerz, um die innere Unruhe z.B. mit dem Seelenpartner, und das Erwachen des Bewusstseins geht, erzähle ich Euch immer, dass der Schmerz ein Tor ist, durch das ihr die Chance bekommt die niedrig schwingenden Emotionen in Euch zu transformieren. Es ist also ein Geschenk. Seit einiger Zeit weiss ich aber auch, dass Schmerz nicht unbedingt immer notwendig ist um weiter zu wachsen. Nach einem gewissen Grad an Transformation und Erwachen ist der Antrieb groß genug auch ohne Schmerz voran zu kommen. Das ermöglicht einem sehr viel zu transformieren OHNE immer gleich schmerzhafte Erfahrungen zu machen.
Dennoch gebe ich zu: meine tiefsten spirituellen Seins-Erfahrungen habe ich aus Situationen mit großem Schmerz heraus erlebt.
Gerade vor wenigen Wochen hatte ich eine sehr intensive Erwachens-Erfahrung die aus einer Situation entstand die mich am Anfang meines Weges (vor 8 Jahren) in die vollkommene Verzweiflung getrieben hätte.
Heute überrollen mich meine Emotionen zwar nicht mehr. Ich kann sie bewusst wahrnehmen und halten ohne aus ihnen heraus zu agieren, aber dennoch war es sehr schmerzhaft.
Die intensiven Gefühle in mir rauschten schon den ganzen Tag durch mein System, dennoch verlangte der Alltag von mir vorerst zu funktionieren. Eigentlich hatte ich am Nachmittag noch einen Termin. Ich entschied mich jedoch ihn abzusagen und mich nun meinem Inneren zuzuwenden.
Ich wurde still und gab den tobenden Emotionen meine ganze Aufmerksamkeit. Ich hielt den Raum für sie und spürte sie nur. Ohne Bewertung. Ohne Druck. In voller Akzeptanz. In voller Hingabe. Und plötzlich war alles ganz Leicht.
Ich fühlte mich als wäre ich plötzlich in eine Daunendecke eingetaucht. Dann stellte ich fest, dass sie irgendwie auch IN mir war. Ich war die Daunendecke? Alles war weich und gedämpft. Das Toben der Gefühle war wie entfernte Wellen die ich zwar sehen konnte, die mich aber nicht mehr erreichten.
Eine ganze Weile habe ich nur so da gesessen.
Irgendwann meldete sich mein Körper und ich entschied zu probieren ob ich den Zustand halten kann wenn ich umherlaufe und zu meiner Überraschung war dem so.
In den nächsten Tagen stellte ich fest, dass ich zwar nicht dauerhaft in diesem schwebenden Zustand blieb, es mir jedoch möglich war dorthin zurückzukehren.
Emotionen und Gedanken die auftauchten, waren wie Wellen auf dem Meer, aber ich, ich war in diesem Zustand die Tiefe IM Meer.
Über die weiteren Tage spürte ich den schwebenden Zustand immer weniger, bis ich mich gestern fragte ob ich es wieder verlieren würde - Ich bekam Angst.
Oh ja, das Ego und das was von meinen niedrig schwingenden Energien noch übrig ist, kämpfen erbittert um ihr überleben.
Einerseits war mir klar, dass Angst mich dabei blockiert in diesen Zustand zurückzukehren, andererseits konnte ich sie nicht verhindern.
Auf meinem Spaziergang heute morgen mit meinem Hund wurden die Gefühle immer stärker. Angst immer wieder zurückzufallen in alte Muster. Ärger über mich, dass ich es die vorherigen Tage nicht schaffte konsequenter den Zustand zu halten. Nach einer Weile tat ich also wieder was ich nun immer tue, wenn die Emotionen hochkochen. Ich ging in die Hingabe und schenkte ihnen meine Aufmerksamkeit.
Und tadaaa! Da war die wattige Ruhe wieder!
Wenn ich Euch das so erzähle, klingt das total logisch und Du wirst sagen "Ist doch klar! Einfach wieder in die Hingabe und Aufmerksamkeit gehen." Doch wenn man gerade drin steckt ist das nicht so klar. Wir haben in uns so viele Muster die auf Schmerzvermeidung programmiert sind, dass die Hingabe erst kommt wenn diese Muster überwunden sind.
Bei diesem Erlebnis viel mir das Gespräch wieder ein, was ich mit meiner Freundin zum Thema spirituelles Wachstum, Erwachen und Schmerz hatte: Sie sagte, sie möchte sich davon lösen, dass es immer Schmerz sein muss der einen voran bringt. Und wie ich oben schrieb, MUSS es nicht immer Schmerz sein, ABER mir wurde in diesem Moment klar:
Ich hatte die vorherigen Tage nicht die Ruhe verloren, ich hatte nur durch die Abwesenheit von negativen Emotionen die Ruhe nicht mehr erkannt! Erst als die Angst und der Ärger, und ja auch Anflüge von Verzweiflung, kamen und ich etwas Dunkles hatte auf das ich mich konzentrieren konnte, erkannte ich das Licht wieder.
Und DESWEGEN brauchen wir die Dunkelheit.
Zumindest so lange, bis wir uns daran gewöhnt haben, dass das Licht der Normalzustand ist.
Welche Dunkelheit brauchst du (noch) um das Licht in deinem Leben zu erkennen?
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